Symbiosemalerei

Für das gemeinsame Malen mit anderen Menschen an einem Bild habe ich gemeinsam mit Mario Johann Karner vom "Es gibt auch..." den Begriff Symbiosemalerei geprägt. Die Freude am Malen mit anderen teilen zu können, ist für mich etwas ganz Besonderes. Neuen Menschen auf einer sinnlichen Ebene begegnen zu dürfen. Gegenseitig voneinander zu lernen. Gemeinsame statt einsame Wege zu gehen. Freude über die überraschenden Einfälle des Malpartners, das Zusammenwirken zweier verschiedener kreativer Stile und die bisweilen fast rauschhafte ganz eigene Dynamik der Symbiosemalerei.

Hier einige Fotos vom zweiten Workshop "Wunderwelten" der Symbiosemalerei-Reihe im Türkischen Kulturzentrum am 7. Februar 2016. Es entstanden eine Frühlingsbringende Frau, die einem Baum mit ihrem blühenden Atem nachtleuchtendes Leben einhaucht sowie - in italienisch-holländischer Symbiose - ein glühender Erdball, dessen schwimmende Elemente sich wie in einem Puzzle zu einem großen Ganzen zusammenfügen.

Am 17. Januar 2016 fand der erste Workshop "Traumreisen" der Reihe "Comic-Abstrakt-Figurale Malerei mit Mixed Media und Symbiosemalerei" im Türkischen Kulturzentrum statt. Hier einige Fotoeindrücke des munteren Treibens:

Am 11. August 2015 wurde uns die Ehre zuteil, die Symbiosemalerei in einem Workshop im Museum für Angewandte Kunst (MAK) präsentieren zu dürfen. Es war ein wunderbarer Abend!

 

Fotos: Mario Johann Karner

Im "Es gibt auch..." in der Kegelgasse des dritten Wiener Bezirks fanden bald die ersten Symbiosemalerei-Workshops statt. Es war schön, Menschen kennenzulernen, mit denen wir die Begeisterung für unsere Idee teilen konnten. Und ebenso zu sehen, dass sich unsere Vorstellungen bewahrheiteten, dass durch die Symbiosemalerei wunderschöne Bilder und sogar Freundschaften entstehen können...

Die Idee zur Symbiosemalerei kam mir ursprünglich im Jahr 2013, als ich nach Ideen für eine Ausstellung zum Thema "Paradiese" von ::kunst-projekte:: suchte.

 

Als ich meinem dreijährigen Sohn Joseph zu erklären versuchte, was ein Paradies ist, wurde mir klar, dass das gar nicht so leicht ist. Er lebte in einer Welt der Bilderbücher, inmitten von Parks, Spielplätzen, Bauernhöfen und Zoos, immer in harmonischen Beziehungen zu den Menschen, die ihn umgeben. Das Konzept „Paradies“ kann nur verstehen, wer auch von seinem Gegenteil eine Vorstellung hat. So gesehen war es nur gut, dass er mich nicht verstand.

 

Mir kam die Idee, künstlerisch einen Zugang zu seiner Nähe zum Paradies zu finden, indem ich mit ihm gemeinsam Bilder male. Von der Aufforderung „Komm, wir malen ein Paradies“ war Joseph trotz aller Unkenntnis sofort begeistert, sodass wir uns gleich mit Pinseln und Farben ans Werk machten. Im Paradies müsse es auf jeden Fall Eisenbahnschienen und ein Zebra geben, so seine Ansicht. Es entstanden herrlich mystische Landschaften, ein Universum an Geborgenheit und viele weitere bunte Welten.

 

Joseph malte am Anfang stets mit Filzstift die Grundformen für das Bild vor und begann dann, mit Acrylfarben „auszumalen“. Dabei wählte er Farben und Formen ganz und gar selbst aus. Ich korrigierte ihn nicht, auch wenn es manchmal nicht einfach war, mich zurückzuhalten. Später begann ich mich am Malen zu beteiligen und brachte weitere Farben und andere Elemente ins Spiel. Sobald nichts Weißes mehr übrig geblieben war, empfand Joseph üblicherweise seine Arbeit als erledigt und widmete sich wieder anderen Beschäftigungen. Ich ergänzte und veränderte das Bild schließlich noch so lange, bis es mir rund und stimmig erschien.

 

Bei dieser Art des künstlerischen Schaffens steht primär der Prozess im Vordergrund – das einfühlsame Heranführen eines Kindes an das Spiel mit den Farben, das gemeinsame Schaffen einer Mutter und ihres Sohnes, die wechselseitige Inspiration zweier sehr verschiedener kreativer Herangehensweisen. Und schließlich können sich auch die entstandenen Werke sehen lassen. Zunächst scheinbar störende Pinselschwünge und Farbtupfer von Joseph erwiesen sich bald als Bildspannung stiftende Elemente, die mir als Künstlerin mit einem eher klaren, von Genauigkeit geprägten Stil manchmal wohl eher schwer gefallen wären. Ich habe mich nicht wie eine Kunstlehrerin verhalten, die ihren Schülern Vorgaben macht und sie korrigiert, sondern das Gegebene so aufgenommen, wie es war. Interessant war, dass bei den ausgestellten Bildern nicht auf den ersten Blick ersichtlich war, dass es sich hier um (Teil)Werke eines Dreijährigen handelte..

 

Ich war dankbar für diesen neuen künstlerischen Zugang, der mir nicht nur die Inspiration eines Kindes und die spannungsreiche Dynamik des Unvorhergesehenen bot, sondern mir vor allem auch eine wunderbare Verbundenheit zwischen mir als Mutter und meinem Sohn schenkte: innige Momente, in denen wir gemeinsam etwas schufen, und in denen wir gegenseitig voneinander lernen konnten.